Bericht aus der Hamburger Morgenpost vom 08.01.2005
Billig-Wachleute besetzen Wachtürme in Gef?¤ngnissen
Die Männer tragen dunkelblaue Uniform - wie ihre Kollegen vom Strafvollzug. Doch statt Beamtenstatus und Festgehalt bekommen sie nur 6,34 bis 8,19 Euro die
Stunde: In Hamburgs Knästen werden immer mehr private Wachleute eingesetzt. So
sind in Santa Fu, dem Untersuchungsgefängnis am Holstenglacis und dem neuen
Superknast Billwerder die Wachtürme nur noch mit den privaten Sicherheitsleuten
besetzt.
Von THOMAS HIRSCHBIEGEL
Für Justizsenator Roger Kusch ist die Sache klar: "Jeder durch den Einsatz
privater Wachdienste im Strafvollzug eingesparte Euro kommt dem Hamburger Haushalt zugute." Seit 2003 hatte die Justizbehörde schleichend damit begonnen,
Strafvollzugsbeamte durch Wachleute zu ersetzen. So werden sie in Santa Fu in
der Anstalt 1 ("Abschiebeknast") eingesetzt, die Freistunde zu überwachen,
Besucher zu überprüfen, Post zu verteilen und die Pforte zu bewachen.
Im Superknast Billwerder (800 Insassen), der im Sommer fertig gestellt werden
soll, ist die komplette Aussensicherung in der Hand der Privaten.
Den Bewachungsauftrag für den Hamburger Strafvollzug hat das Unternehmen "Weko" erhalten. Nach MOPO-Informationen bekommen die in Billwerder
und dem Untersuchungsgefängnis eingesetzten Leute lediglich 6,34 Euro die Stunde. Die in "Santa Fu" arbeitenden Wächter erhalten 8,19 Euro. Roger Kusch zu den nicht gerade üppigen Löhnen: "Ich habe nicht die leisesten Zweifel, dass die Firma ,Weko' bei der Ausgestaltung ihrer Arbeitsverträge strikt nach Recht und Gesetz handelt."
Insider aus dem Strafvollzug befürchten allerdings, dass die Wachleute bei
diesen geringen Salären anfällig für Bestechungsversuche sein könnten. Ein
Inspektor aus Santa Fu: "Wenn bei uns ein Kollege die Hand aufhält, verliert er
Beamtenstatus und Pensionsberechtigung. Doch die privaten Kollegen verlieren nur einen mies bezahlten Job."
Die Verantwortung im Strafvollzug ist enorm. Ein privater
Gefängnismitarbeiter:
"Dauernd fliegen Drogenpakete über die Mauer, Überstunden sind an der Tagesordnung." Justizsprecher Ingo Wolfram verteidigt den Einsatz der Privaten
in seiner Behörde. Schon in den 90er Jahren seien Wachleute im inzwischen aufgelösten Abschiebeknast Glasmoor bei Norderstedt im Einsatz gewesen. Dort
hätte es keinerlei Probleme mit ihnen gegeben. Ausserdem hätten die Wachleute
kaum Häftlingskontakt und seien ja auch nicht bei den Schwerstkriminellen der
Anstalt 2 in Santa Fu im Einsatz. (Hamburger Morgenpost, 08.01.05) richt