Diensthundeführer?

  • Hallo
    Ich will bei uns in der Firma als DHF arbeiten. Was benötige ich dafür (Hund ist klar) und wie sieht es mit den Rechtsvorschriften aus?
    MFG Marcus6977

  • Hallo Marcus6977, liebe Kollegen (in spe...)


    Kurze Frage - lange Antwort.
    Und da ich solche Antworten schon hier & da verfasst habe, in ich mal so frei und antworte mit einer (etwas modifizierten) PN, die ich vor einigen Wochen an Sweet Angel geschickt habe, die in etwa das Gleiche auch wissen wollte.


    Ich gehe mal davon aus, dass Du bereits im Sicherheitsdienst tätig ist und die notwendigen Grundvoraussetzungen hierfür bereits hast.


    Zum Thema Hundeführer-Qualifikationen:


    Eine "Grundausbildung Diensthundeführer" oder ähnliches gibt es (noch) nicht. Daher gibt es auch nichts, was Du an dieser Stelle an rechtlichen Voraussetzungen erfüllen müsstest, um DHF zu werden.
    Natürlich solltest Du Erfahrung im Ausbilden und Führen von Gebrauchshunden haben: viele DHF, meist die Guten, kommen aus dem VPG-Sport.


    Es geistert immer mal wieder eine "Sachkundeprüfung" oder ein "Hundeführerschein" für Diensthundeführer durch die Reihen der Sicherheitsmitarbeiter. Was hat es damit auf sich?
    Es gibt tatsächlich einen "Hundeführerschein" nach den Richtlinien des VDH - das ist eine Art abgespeckte Begleithundeprüfung für Hund und Herrchen/Frauchen ohne sportliche Ambitionen - zum leichteren Bestehen wird sie sehr viel lascher gerichtet als eine "richtige" BH.
    Der dazugehörige schriftliche Fragenkatalog wird als "Sachkundeprüfung" bezeichnet. Seit etwa 10 Jahren verlangt der VDH und die ihm angeschlossenen Vereine diesen schriftlichen Test von Hundebesitzern, die noch nie eine Begleithundeprüfung abgelegt haben, zusätzlich auch zu den praktischen Teilen der "richtigen" Begleithunde-Prüfung.


    Hat alles mit Diensthunden und Sicherheitsdienst überhaupt nichts zu tun.


    Hier und da liest man auch von einer "Ausbildung zum Diensthundeführer nach BGV C7" - das ist allerdings ein Phantasieprodukt ohne offizielle Anerkennung, die zum besseren Geldverdienen der Anbieter dient, aber nicht zur Qualifizierung der Hundeführer...
    Die BGV sind die Berufsgenossenschaftlichen Unfallverhütungsvorschriften von der Verwaltungs-BG (die sind als Berufsgenossenschaft für die Unfallversicherung der Bewachungsunternehmen zuständig).
    Da gibt es einen Teil, die "BGV-C7", der sich auf den möglichst unfallfreien Umgang mit und den ebenso unfallfreien Einsatz von Diensthunden bezieht. Einen Anforderungskatalog oder eine Prüfung ist dort nicht enthalten. Die VBG selbst weiß gar nichts von solchen "Prüfungen nach BGV C7" und verwahrt sich auch heftigst gegen diesen Missbrauch ihres Namens. Allerdings gehen sie auch nicht rechtlich gegen diese Anbieter vor, und daher gibt es das noch.


    Die VBG bietet selbst die sog. "HAS-Lehrgänge" an, wobei HAS für Hundeführer-Ausbilder-Seminar steht. Auch hier steht der Gedanke der Unfallverhütung an erster Stelle - Praxis der Ausbildung oder des dienstlichen Einsatzes von Hunden sind da nicht so sehr Thema. Außerdem ist die ganze Seminarreihe sehr Bundeswehr-lastig, was an der ausrichtenden Sicherheitsfirma liegt, die ihr Geld vorwiegend mit der Bewachung von Bundeswehrliegenschaften verdient.
    Trotzdem fand ich die Lehrgänge (es gibt zwei davon) sehr interessant und empfehle sie jedem (zumal sie für Mitglieder der BG kostenlos angeboten werden).


    Von einigen IHKen (Cottbus und Nürnberg ab & zu) werden Kurse zum "Diensthundeführer Industrie" angeboten. Leider sind diese Kurse nicht einheitlich vom Inhalt her, und User (hier im Forum gibt's ein paar), die diese Kurse besucht haben, waren nicht so überzeugt. Zudem kosten da die 4 Wochenenden gute 1000,00€, und das ist kein Pappenstiel.


    Das war ein kurzer Überblick über die zur Zeit existierenden "Sicherheitsdienst & Hund"-Ausbildungen / Lehrgänge usw. Alles ziemlich dünne, das meiste musst Du Dir tatsächlich selbst zusammensuchen!
    Wenn es in Deiner Nähe Vorführungen, Workshops oder Seminare zum Thema Schutzdienst, Wach- und Diensthunde gibt oder Nachtübungen zu dem Thema, dann fahr hin und schau es Dir an. Klaue mit den Augen/Ohren, aber glaub nicht alles, was Du hörst: Hundeleute sind große Geschichtenerzähler. Nach und Nach bekommst Du aber ein Gefühl dafür, was stimmen kann und was Märchen sind.


    Nun noch ein paar Worte zum Hund:


    Die Ausbildung des Teams Hund & HF kann durch Hundesport in einem guten Gebrauchshundeverein ergänzt, aber nicht ersetzt werden!


    Der Hund für den Dienst sollte (kein unbedingtes MUSS) einer der anerkannten Gebrauchshunderassen angehören.
    Die sogenannten "Gebrauchshunderassen" sind: Deutscher oder belgischer (Maliner) Schäferhund, Dobermann, Rottweiler, Hovawart, Boxer, Airedale Terrier, Riesenschnauzer, Bouvier des Flandres.


    Tatsächlich geeignet für unsere Arbeit sind regelmäßig nur leistungsgezogene Mechelaar (Malinois) oder leistungsgezogene (!!) Deutsche Schäferhunde. Bei den anderen Rassen gibt es wohl einzelne brauchbare Exemplare, die ganz überwiegende Mehrzahl ist aber eher nicht dienstgeeignet.


    Der Hund sollte (MUSS nicht) eine SchH/VPG-Prüfung haben, um als Schutzhund eingesetzt zu werden.


    Die meisten Hunde, die im Sicherheitsdienst unterwegs sind, haben allerdings: gar nichts. Um die Vorschriften der Praxis anzupassen, wurde nämlich der "Meldehund" geschaffen, der auch ohne Prüfung Dienst tun darf - allerdings, wie der Name schon sagt, nur zum "Melden".
    So sehr viel mehr darf der "geprüfte" Hund aber eigentlich auch nicht: die Liste von dem, was ein Hund (und sein Hundeführer) im privaten Wachdienst darf, ist so oder so nicht sehr lang.


    Der Hund muss, wenn er Diensthund werden soll, sehr belastbar sein, gute Nerven und guten Gehorsam haben, er muss sich auch im Gewühle eines städtischen Umfeldes gut und entspannt führen lassen (Leinen-Pöbeleien z.B. gegen andere Hunde sind für einen DH im Dienst nicht akzeptabel). Dazu muss er ein sehr ausgeprägtes Selbstbewusstsein besitzen und die Bereitschaft, sich und seine Kollegen entschlossen zu verteidigen.


    Wir bieten regelmäßig Workshops zu dem Thema an, allerdings sind wir zur Zeit so in der Spürhunde-Thematik (neben den normalen Diensten) eingebunden, dass der Terminkalender das nur 1 - 2 x pro Jahr hergibt.
    Was Du als zukünftiger Diensthundeführer auch wissen solltest, ist, dass viele DHF trotz guter Kenntnisse oft als ganz normale SMA eingesetzt werden, und der Hund liegt derweil daheim auf dem Sofa.



    Ich hoffe, ich konnte Deine Frage beantworten.
    Solltest Du noch weitere Informationen brauchen, wende Dich an unser Forum - wir helfen immer gern weiter!


    Es grüßt:
    Kaderlid aus dem Nachtdienst

  • Hi marcus6977.


    Erstmal viel Erfolg für Deine Ambition zum DHF.
    Leider muss ich dem was Kaderlid geschrieben hat mal wieder zustimmen.
    Es gibt leider noch keine allgemein gültige Ausbildung oder Prüfung der
    DHF+DH für die Private Sicherheit. Darum ist die Branche ja leider auch
    so verschrien. Da haben es unsere Kollegen von den Behörden besser.
    Obwohl da auch nicht alles Glänzt....aber immerhin! Unseren Kollegen
    z.b. in den Niederlanden, sind in der Gesellschaft sehr Gut angesehen,
    da deren Hunde alle nach der KNPV ausgebildet sind und mindestens die
    PH1 haben müssen um eingesetzt zu werden. Aber die Zeit in so eine
    Ausbildung steckt hier kaum eine Firma, was ich sehr bedauere.


    Auch
    bei den Diensthunden gebe ich Kaderlid recht, beim DSH solltest Du auf
    Leistungslinien zurück greifen, die sind zwar teurer als der DHS vom
    Nachbar aus einem "Unglücksfall".
    Du kannst auch mal einen Glücksfall
    bei den "normalen" haben, aber die sind seltener. Beim Malinois, ist
    Leistungszucht in meinen Augen nicht so wichtig, da der Malinois von
    sich aus schon Gute Anlagen mitbringt. Die Mali's aus einer
    Leistungszucht sind meist sehr angekratzt und gehen schnell in den
    Trieb. Es gibt auch sehr Gute Züchter, die sehr Gute Verbindungen
    züchten.
    Einer ist z.b. Rommel Herdermeute, haben auch eine Homepage.
    Was
    in der letzten Zeit öfter bei DH zu finden sind, sind sogenannte
    X-Herder. Meist ein Mix aus Malinois-Holländischer Schäferhund. Beide
    Rassen sind eng Verwandt und sehen in meinen Augen als X-Herder richtig
    Beeindruckend aus. Sind zwar nicht so Schwer und Groß wie der DSH, aber
    Sauschnell und Wendig. Zudem mit einer guten Portion Aggro die sich bei
    den Guten Verbindungen allerdings meist Gut kontrollieren lässt. Sie
    lernen unheimlich schnell.....auch was sie eigendlich nicht lernen
    sollten... ;) :dash: :hmm: :grin: ;( ;( im Dienst aber :thumbup: :thumbup: :thumbup: :thumbup: :thumbup: .
    Wie Du merkst...ich hatte erst zwei DSH, dann nur Malis und jetzt nen Mali und einen X-Herder... :D als DH. Ich komme halt mit deren Macken klar und kann sie lenken.
    Wenn Du aber wenig Hundeerfahrung haben solltest, dann greife ehr zu einem DSH aus einer Leistungslinie.
    Gerade
    wenn Du den Hund in der nächsten Zeit benötigst, sollte er schon eine
    Vorausbildung haben. BH oder VPG A oder VPG 1. So Hunde bekommt man
    immer wieder auf dem Diensthundemarkt angeboten. Die Kosten halt auch
    mehr, da ja die Ausbildung Zeit und Geld kostete und für den Hund
    Futter-. und Tierarztkosten angefallen sind.


    Vor dem Kauf schau Dir mit einem der sich mit DH auskennt den Hund an
    und macht einen Ankaufstest. Wie sowas ablaufen kann, kannst Du im
    "Handbuch für Diensthundeführer" aus dem Boorverlag nachlesen. Habe fast
    alle Hunde danach ausgesucht und es hat meist gepasst.


    Nocheins! Beim Kauf, schau nicht nur nach den abgelegten Prüfungen oder
    Stammbaum, was auch sicher wichtig ist. Schau auch ob der Hund Dir
    liegt...die berühmte "Liebe auf den ersten [manchmal auch zweiten]
    Blick). 8) Denn Deinen Vierbeinigen Partner hast Du, wenn alles Gut geht, einige Jahre an Deiner Seite.


    Es gibt z.b. Gute Hunde die falsch ausgebildet wurden und nur
    mittelmässig sind, aber mit der richtigen Ausbildung Tophunde sind.
    Genauso gibt es auch Hunde die Mittelmässig sind und auf so eine
    Überprüfung Top Vorbereitet wurden...aber im realen Einsatz versagen.
    Deswegen, einen mitnehmen der sich mit Diensthunden und deren Ausbildung
    oder Überprüfung auskennt. Oft sind in den Vereinen die VPG Warte oder
    SD-Helfer bei Behörden im DH Wesen tätig, wenn man einen von denen mit
    nimmt, wäre eine Option.




    Ja, und was zu dem Punkt Einsatz des Mitarbeiters von Kaderlid
    geschrieben wurde, stimmt leider auch oft. Der HF sitz irgendwo im
    Seperatdienst und der Partner liegt Daheim auf dem Sofa cry01
    . Musst Du auch bedenken, dass es mal sein kann, dass der Hund ein paar
    Wochen oder Monate nicht zum Einsatz kommt, da Du auf einem anderen
    Objekt ohne Hund Dienst schiebst. Kommt der Hund damit klar oder hast Du
    einen Betreuer in den doch meist 12 Std. Diensten.




    Also viele Dinge über die man sich vorher Gedanken machen sollte... ;)




    In diesem Sinne, viel Glück bei Deinem Vorhaben.




    VG Reinhard




    PS. @ Kaderlid: Wann treffen wir uns mal wieder, würd mich freuen Euch mal wieder zusehen.

  • Reinhard:


    Hi!!
    Wir sind zur Zeit in ganz arg im Spürhundebereich unterwegs - noch nicht mal unsere eigenen Hunde sehen zur Zeit einen Hundeplatz etc...
    Allerdings werden wir mit dreien von unseren 5 auf dem Schutzdienstevent am 22. April in Butzbach unterwegs sein... Hab ich das eigentlich hier schon gepostet??


    Ich glaube nicht: werde ich gleich mal nachholen!


    Und, per Ausstellung/Sichtung/Körung1 bereiten wir unsere eigene Nachzucht als Bereicherung unseres Vierbeiner-Teams vor : geplant ist Basil, unser alter Recke, X Finca del Camino Duro, unsere Nachwuchshündin mit Dampf für 3. Diese Mischung müssten DIE Dualhunde werden - ich bin schon sehr gespannt...


    Das Ganze findert unter dem Dach des RSV2000 statt - wo auch sonst...?



    Viele (frisch genesene) Grüße erstmal


    Kaderlid

  • Hallo Leute


    bin als Sicherheitsmitarbeiter tätig und möchte mit meinem Hund Pero de Presa Canario ( auch bekannt als Stafford Blueline ) im beruf tätig sein bzw mich und den Hund ausbilden lassen in Berlin.
    Meine frage ist jetzt ist mein Hund dafür geeignet oder nicht und wenn ja wer bestimmt es was ist der erste Schritt den ich in diese Richtung unternehmen muss.


    Wäre nett wen ihr mir paar infos zukommen lassen würdet


    lg


    oliver :D 8)

  • Hallo Warecavalli,


    im Allgemeinen werden Pitbulls, Staffords, Bullterrier, Presa Canarios, Dogo Argentinos und und und was es an (Ex-)Kampfhunden noch so an Rassen und Kreuzungen gibt im Sicherheitsdienst nicht so gern gesehen.


    Unabhängig davon, ob sie sich als Wach- und Diensthund eignen würden, transportieren diese Hunde halt ein bestimmtes Image (weshalb sie ja auch angeschafft werden, gell)?, und dieses Image ist mit seriöser Sicherheitsdienstleistung nicht gut vereinbar.


    Es mag sicher auch Exemplare darunter geben, die dafür durchaus geeignet wären - allerdings muss es der Kunde ja "kaufen", und da ist man bei Listenhunden in der Regel eher zurückhaltend. Mittlerweile ist ja selbst der Rottweiler als Diensthund schon unbeliebt, weil er es in verschiedenen Ländern auf die "Liste" geschafft hat, und der eignet sich i.d.R. ganz ausgezeichnet als Wach und Diensthund.



    Ob es in oder um Berlin jemanden gibt der entsprechende Schulungen anbietet? Das kann ich nicht sagen, weil ich nicht aus der Ecke komme.
    Vielleicht gibt es Berliner in dem Forum, die das wissen??


    Es grüßt


    Kaderlid