Arbeiten mit Diensthund im Wachgewerbe

  • Hallo zusammen, an alle Interessierte!


    Da es hier im Forum auch eine Rubrik "Diensthundeführer/innen" mit dem Unterthema "Mensch und Hund oft eine unschlagbare Kombination" gibt, möchte ich auch einen Beitrag dazu leisten - vielleicht auch um eine Lanze für diese tatsächlich unschlagbare Kombination zu brechen.


    Ich bin gelernte Fachkraft für Schutz und Sicherheit und arbeite seit knapp 2 Jahren im Bereich "Militärische Sicherheit" im Rahmen eines sogenannten "Betreibermodells" an einem Bundeswehrstandort in Norddeutschland. Ich versehe meinen Dienst bewaffnet und mit Diensthund.


    Für denjenigen, der eine besondere Affinität zu grossen und starken Hunden (muss nicht immer ein DSH sein) hat, kann es eigentlich keine schönere Tätigkeit in dieser Branche geben. Ich mag vielleicht ein wenig vermessen klingen, aber ich möchte fast sogar diese Tätigkeit als "Königsdisziplin" in der Branche bezeichnen.


    Wenn man dann noch das Glück hat, von seinem Arbeitgeber einen guten Hund an seine Seite gestellt zu bekommen, kann das ganze nur noch Spass machen.


    Sicher, es gibt natürlich auch einige Unwägbarkeiten bei dieser Tätigkeit, aber die werden oft durch die Teamarbeit mit dem Hund fast vollständig aufgehoben. Auch ist es ein weiter und nicht immer einfacher Weg, bis man mit seinem Hund soweit gekommen ist, dass man zusammen seinen Dienst versehen kann, aber die Bindung zum Hund und das daraus entstehende Vertrauensverhältnis belohnt den Diensthundeführer um so mehr bei der Arbeit. Man kann sich auf seinen Hund verlassen - denn er ist derjenige, der seinem "Alten" im Ernstfall das Leben rettet...


    Ich hoffe, ich kann mit meinem Beitrag die Diskussion um dieses Thema erneut wieder ein wenig "anschubsen". Es macht Spass, mit Gleichgesinnten und auch mit Interessierten Erfahrungen auszutauschen und weiterzugeben.


    Bis dann...

  • Dein "Hohelied" auf die Partnerschaft von Mensch und Hund ist sehr gelungen, und das ist nicht ironisch gemeint. :)
    Hier im Forum gibt es sicher Interessierte, die sich mit dir austauschen könnten.

    Einmal editiert, zuletzt von colle ()

  • Hi colle,


    ich bin mir sicher, dass Dein Beitrag nicht ironisch gemeint ist. Ich möchte eigentlich auch gar nicht, dass mein Posting als "Hohelied" gesehen wird. Ich möchte einfach nur, dass die Tätigkeit "Diensthundeführer" sein verstaubtes Image verliert. Viele Kollegen aus der Branche denken oft, dass man mit seinem Hund lediglich am Zaun irgendeines Objektes auf und ab läuft. Sicherlich, so hat das mal angefangen - aber das ist bei weitem nicht mehr so in der Gegenwart. Aber gerade diese "alten" Kollegen, die in den vergangenen 10-50 Jahren ihre Zaunstreifen gelaufen sind, sind diejenigen, die die Grundlage für das heutige Diensthundeführerwesen geschaffen haben!!! Nur auf ihre Arbeit konnte man aufbauen und neue Tätigkeitsfelder entwickeln.


    Ich mag diesen Beruf, weil er eben etwas mit Bindung, Vertrauen, Gefühl, Sicherheit und Zuverlässigkeit zwischen zwei "Partnern" zu tun hat - und diese Faktoren gibt es halt nicht sehr oft in unserer Branche.


    Geht es mir nicht gut - geht es meinem Hund auch nicht gut, helfe ich ihm - hilft er mir. Dieses Gleichgewicht ist selten - aber ungemein wichtig!!!

  • Die Frage, einen Hund durch den AG gestellt zu bekommen, stand für mich nie zur Debatte. Ich hatte damals die Möglichkeit, mir selbst einen passenden Hund auszusuchen, ihn auszubilden und dann im Dienst in mehreren Firmen zu führen.
    Durch meinen damaligen AG wurde es ermöglicht, den Hund langsam in den Dienst einzuführen, an den Ausbildungsmaßnahmen der Fa. teilzunehmen, bevor er nach seiner ersten Prüfung und anschließender Überprüfung in der Firma als Diensthund bestätigt und gemeldet wurde.
    Habe meinen "Kleinen" dann über 8 Jahre im Dienst geführt und ihn zu Hause gehalten. Nachdem er mir das erste Mal das Leben gerettet hatte, war klar, daß wir uns im Guten nicht mehr voneinander trennen würden.
    E$ine derart starke Bindung kann ich mir eigentlich nur schlecht bei den beigestelllten Firmenhunden vorstellen. habe es nach dem Tod meines "Kleinen" auch gar nicht erst versucht - schon deshalb nicht, weil mein Chef meinte, es wird Zeit, auch mal was Anderes zu machen ( :grin:). Und nen Hund bloß so zu halten, zum Zeitvertreib an den wenigen freien Tagen, tut mir leid, halte ich für Tierquälerei.

  • Mahlzeit sgt, pepper!


    Ich bin froh, in Dir einen Diskussionspartner gefunden zu haben, der dieses Tätigkeitsfeld in der Branche auch kritisch "beäugt". Ich denke, man muss zwangsläufig Unterschiede machen zwischen AG, Diensthundeführer, Diensthund, Aus- und Weiterbildung, etc.


    Als ich im Januar 2007 mit der Ausbildung zur EK/zum DHF begonnen habe, hatte ich eigentlich nix anderes an der Hand, als meine Ausbildung zur FKSuSi, die Erfahrung aus meiner fast 10 jährigen Dienstzeit beim damaligen Bundesgrenzschutz und eine 1/2 jährige "üble" Erfahrung bei einem anderen, privaten Sicherheitsdienstleister (hatte aber dort nix mit dem Diensthundeführerwesen zu tun). Ich hatte zu diesem Zeitpunkt noch nie etwas mit "dieser Art" von Hunden zu tun. Ich habe zwar privat schon seit ca. 16 Jahren Hunde, aber das lässt sich nicht vergleichen.


    Bei meinem Start im Januar 2007 also, gab es einen Ausbilder, der meiner Meinung nach sehr sensibel mit der Thematik umgegangen ist. Er hat zunächst einmal intensiv die theoretischen Grundlagen für diesen Beruf gelegt und hat dann gründlich geschaut, welcher DH zum jeweiligen "neuen" DHF passt. Es folgte eine intensive Eingewöhnungszeit auf dem DH (Spielerischer Umgang, "Gassigehen", etc.) Hat er beobachtet, dass es zwischen "neuem" DHF und DH passt, begann die eigentliche Ausbildung mit dem Hund (Unterordnung, Ausweiskontrollen, Schutzdienst). War er sich sicher, dass die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen war, wurde man zum "Biosensor" vorgestellt und man konnte - natürlich nur wenn bestanden - in den eigentlichen Dienst gehen. Später, je nach angesetztem Termin, ging man zur Prüfung gem. DPOBW. Und diese Prüfung müssen wir einmal in jedem Jahr wiederholen, um die Einsatzbereitschaft als "Wachteam" unter Beweis zu stellen. Dazu kommt eine jährliche Leistungsüberprüfung im Bereich Szenarien durch den MAD. Um das alles erfolgreich zu absolvieren, findet jede Woche 1-2 mal Ausbildung mit unseren Hundeausbildern statt. In mehr unregelmässigen Abständen Ausbildung mit unseren Szenarienausbildern. Alle 90 Tage müssen wir unsere Leistungsfähigkeit beim Schiessen nachweisen.


    Jetzt komme ich zu den zu machenden Unterschieden, die ich oben erwähnt habe. Die "gröbsten" Unterschiede sind wohl bei den DHFs zu machen. Wie stark die Bindung zwischen DHF und DH ist/wird hängt von ihnen ab. Manch' DHF sieht seinen DH als lästiges "Anhängsel", der ihn in der Bequemlichkeit seines täglichen Dienstes beeinträchtigt. Er kümmert sich wenig um seinen Partner, er pflegt ihn kaum, sorgt kaum für Sauberkeit in dessen "Appartement", beschäftigt sich wenig mit ihm, nimmt selten an Ausbildungsmassnahmen teil - und wundert sich dann, warum nix "funktioniert". Es kommt dann zu häufigen Wechseln - der jeweilige DHF bekomt dann häufiger einen neuen Hund, weil er meint, es liegt nur am Hund. Dabei ist dann irgendwann mal der AG gefragt - und mein AG reagiert dann, was auch nicht alle AGs machen. Und dann ist das "Geschrei" beim DHF plötzlich gross.


    Ich habe meinen Hund seit meinem Einstieg in diese Tätigkeit und mache alles dafür, dass ich auch mit ihm bis zum Eintritt seines Rentenalters weiterarbeiten kann. Wie gesagt, ich mag dieses Verhältnis zwischen ihm und mir...

  • Mahlzeit cujo!


    Ähnliche Erfahrungen konnte ich auch bei unserem Dienst am und mit dem Hund sammeln. Dabei hat sich leider herausgestellt, daß gerade die Hunde, die durch die Firmen übergeben werden sehr oft durch ihre Führer vernachlässigt werden. Im Bereich der BW-Bewachung mag es noch nicht einmal so stark vertreten sein, wie bei der Bewachung der "zivilen" Auftraggeber.
    Ich war in den Jahren im Bewachungsgewerbe nicht im Bereich der Bundeswehr eingesetzt, weiß aber durch Kollegen, die dort tätig sind, wie hoch die Anforderungen an Hund und Hundeführer sind.


    Oft vollbringen die Hunde, die, wie Du schreibst "nicht funktionieren", an einen anderen Hundeführer und in persönliche Verantwortung übergeben werden. Nciht umsonst wurden ja auch die großen zwingeranlagen der Polizei, wie es sie bei uns gab, aufgelöst und die Hunde mit nach Hause gegeben. - Die Bindung ist viel intensiver, was jeder Hund "dankbar begrüßt".

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